Sugar Daddy Beziehung: Gesellschaftlicher Tabubruch oder Trend?
Für die einen sind sie ein moderner Lifestyle, für andere eine ethische Grauzone: Die Rede ist von Sugar Daddy Beziehungen. Das Konzept ist einfach: Ein vermögender, älterer Mann unterstützt eine jüngere Frau, das sogenannte „Sugar Baby“, finanziell und mit Geschenken im Gegenzug für Gesellschaft, Begleitung und häufig auch eine intime Beziehung.
Was auf den ersten Blick nach einer Art „Sponsoring“ oder modernen Gönnertum klingt, polarisiert allerdings gewaltig. Doch was steckt eigentlich hinter diesem zunehmenden gesellschaftlichen Phänomen?
Luxusleben im Überfluss
Für viele junge Frauen, die häufig Studentinnen sind, kann eine Sugar Daddy Beziehung ein wahres Luxusleben ermöglichen. Kleider, Reisen, teure Autos, regelmäßige Bargeldunterstützung – die finanzielle Großzügigkeit kennt für die meisten „Daddys“ kaum Grenzen.
„Mein Sugar Daddy hat mir wirklich jeden Wunsch erfüllt. Ich musste mir um Geld keine Sorgen mehr machen und konnte meinen Lebensstil voll auskosten“, berichtet die 25-jährige Vanessa aus München. Wie sie sagen viele Sugar Babies, dass der finanzielle Vorteil das Hauptmotiv für diese Art der Beziehung ist.
Nicht nur die Erfüllung materieller Wünsche, auch eine regelmäßige, mehr als großzügige Bargeldunterstützung gehört für die meisten Sugar Babies zur luxuriösen Lebensrealität. Ob die neueste It-Bag, ein aufwendiger Beauty-Eingriff oder eine spontane Shoppingtour in den Metropolen dieser Welt – jenseits von Kompromissen und Knausrigkeit können sie sich am süßen Leben im Überfluss laben und in einer Welt des grenzenlosen Überflusses schwelgen.
Durch die finanzielle Protektion des Daddy erscheint der Himmel der Privilegierten schier grenzenlos. Von Luxusreisen bis zu edlen Schmuckstücken – wovon andere nur träumen, wird für Sugar Babies dank ihres gutsituierten Gönners zur verschwenderischen Selbstverständlichkeit auf höchstem Niveau.
Preis des Sweet Life
Doch abseits der Luxusversprechen gibt es auch kritische Stimmen gegenüber Sugar Daddys. Einige sehen darin eine moderne Form der Ausbeutung, da die Beziehungen von einer natürlichen und gleichberechtigten Basis weit entfernt sind. Auch der intime Faktor werfe die Frage auf, ob nicht doch eine Art bezahlter Dienstleistung vorliege, die kaum von klassischer Prostitution zu unterscheiden sei.
Sexualpsychologin Katharina Riedl warnt: „Grundsätzlich ist Vorsicht geboten, wenn junge Frauen aus einer gewissen Notlage heraus in ein solch massives Ungleichgewicht der Macht und Ressourcen geraten. Die psychische Gefahr des Objektstatus und von Abhängigkeitsverhältnissen darf nicht unterschätzt werden.“
Emanzipierte Sugar Babies: Von Ausbeutung keine Spur?
Auf der anderen Seite positionieren sich auf verschiedenen Plattformen zahlreiche Sugar Babies als selbstbewusste, emanzipierte Frauen, die keine Opferrolle einnehmen. Aus ihrer Sicht sind Sugar Daddy Beziehungen eine ermächtigende Alternative zur Vereinbarkeit von Luxusansprüchen, Unabhängigkeit und Fokus auf die eigenen Ziele wie Ausbildung oder Karriere.
„Für mich ist es keine Frage der Ausbeutung, sondern ein fairer Austausch: Der Daddy bekommt Gesellschaft und etwas Glamour und ich lebe meinen schönen Lifestyle. Das war meine freie Entscheidung als erwachsene Frau“, erklärt Jasmin, 29, selbst seit einigen Jahren als erfolgreiche Sugar Baby aktiv.
Für Frauen wie Jasmin ist eine Sugar Daddy Beziehung keine Frage von Ausbeutung, sondern ein fairer, wertschätzender Austausch auf Augenhöhe zwischen zwei mündigen Erwachsenen. Der Daddy bekommt zeitweilige Nähe, Exklusivität und prickelnden Glamour, die Sugar Baby die Chance auf ein sorgenfreies Leben im Luxus.
„Das Konzept der ausgehandelten, fixierten Beziehung zwischen Sugar Baby und Daddy gewinnt gerade im urbanen, aufgeklärten Umfeld zunehmend an Attraktivität und Akzeptanz. Viele schätzen offenbar die Klarheit der Regeln und Erwartungen jenseits traditioneller Zwänge.“ bestätigt der Sprecher von getasugar im Gespräch.
Fakt ist: Das Thema Sugar Dating gewinnt zunehmend an Sichtbarkeit und Verbreitung, gerade in sozialen Medien. Selbst wenn offiziell keine Zahlen vorliegen, lässt das Thema auf einen wachsenden Markt schließen. Ob es sich um einen tolerablen, modernen Trend oder doch eher einen gesellschaftlichen Tabubruch handelt, liegt wohl im Auge des Betrachters