Seitensprünge sind eine zweischneidige Sache – für den einen vielleicht mit schlechtem Gewissen aber einer prickelnden Erfahrung verbunden, bedeutet der Seitensprung für die andere Seite einen schwerer Schlag fürs Ego, ein tatsächlich gebrochenes Herz oder auch Rachegelüste vom Feinsten. Je nach Art, Intensität und Dauer einer Beziehung wiegt ein Seitensprung natürlich unterschiedlich schwer. Doch, wie entsteht ein Seitensprung? Sicher ist, dass Fremdgehen nicht erst beim Seitensprung entsteht. Der tatsächliche Ausrutscher ist vielmehr nur die Spitze des Eisbergs oder eben der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung
So beginnt der Seitensprung: zerstörtes Vertrauen und Selbstbetrug
Vertrauen ist in einer wirklich gefestigten Beziehung eine Selbstverständlichkeit. In vielen Beziehungen hapert es aber genau hier. Durch fehlendes Selbstwertbewusstsein, negative Erfahrungen in der Vergangenheit oder andere persönliche Aspekte bringen manche Menschen aber in eine Beziehung schon einmal eine Portion Misstrauen mit, sodass der neue Partner gar keine Chance hat, wirkliches Vertrauen zu gewinnen. Das kann so weit führen, dass echter Frust entsteht und man den Partner wegen des mangelnden Vertrauens erst recht hintergeht. Bietet sich die Gelegenheit, liegt im Extremfall der Gedanke nahe: „Was soll’s, er/sie vertraut mir ja ohnehin nicht!“ Eine Endlosspirale beginnt, die nur immer wieder neue Saat für Misstrauen legt.
Fremdgehen ist Selbstbetrug
Führt man nun aber keine offene Beziehung sondern eine klassische monogame Beziehung samt den üblichen Normen und Werten, so stellt der Seitensprung im Normalfall auch eine Art Selbstbetrug dar. Denn ist man in einer Beziehung so weit, dass man den Partner betrügt, so sollte man sich eigentlich der Lösung des Problems in der Beziehung oder der Beendigung der Beziehung widmen. Ist man dazu zu feige, zu bequem oder zu ängstlich, so weicht man aus und versucht sich durch einen Seitensprung abzulenken. Das bedeutet dann, dass man in einer Beziehung bleibt, in der einem der Partner nicht mehr genug wert ist – was wiederum bedeutet, dass man sich selbst auch nicht sehr viel wert sein kann. Auch wenn der Gedanke an einen Seitensprung an sich einen gewissen Reiz ausllöst, bleibt das Fremdgehen nur ein Versuch, einen Ausweg zu finden.
Seitensprünge in der offenen Beziehung
Man muss kein Hippie sein, um eine offene Beziehung zu führen. Viele Menschen haben sich nach unzähligen gescheiterten Beziehungen darauf eingelassen, eine etwas andere Art der Beziehung auszuprobieren. Eine offene Beziehung bedeutet bei den meisten Leuten nur so viel, dass man sich zwar an einen bestimmten Menschen gebunden fühlt, zu diesem aber keine monogame Beziehung führt. Denn wenn man selbst sehr zu Seitensprüngen neigt und der Meinung ist, einfach nicht der Typ für eine monogame Beziehung zu sein, dann sieht man sich schon einmal nach alternativen Lebenskonzepten um. Häufig geht eine offene Beziehung einige Zeit gut, allerdings kommen irgendwann in den meisten Fällen die Klassiker „Eifersucht“ und „Vertrauensprobleme“ hinzu – womit man wieder vor den klassischen Problemen einer konventionellen Beziehung steht. Auch das zeigt, dass der Seitensprung im Kopf beginnt, selbst in der offenen Beziehung. Denn er ist Ausdruck von Unzufriedenheit. Und bedeutet selbst in einer offenen Beziehung mit klaren Absprachen sehr häufig eine Verletzung der Gefühle.