Liebe – Ein großes Wort, ein übermächtiger Begriff, der zu unserem Leben gehört, wie die Luft zum Atmen. Nahezu jeder Zweig der Wissenschaft hat sich schon daran versucht, die Liebe zu erklären, mit teils erstaunlichen oder skurrilen Ergebnissen.
Liebe lässt sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden, bleibt jedoch in der Essenz stets gleich. Es ist eine Emotion oder ein anhaltender Zustand, der die Lebensader antreibt, die Verbindungen zu anderen Menschen herstellt und aufrechterhält. Ohne Liebe kein Leben. Jeder Mensch trägt Liebe in sich, sie kann auf Personen, Tiere, Dinge, Aktivitäten und Interessen bezogen sein und durch Verhaltensweisen oder Handlungen ihren speziellen Ausdruck finden.
Der übergeordnete Begriff der Liebe
Liebe ist grenzenlos und unbegrenzt, denn sie kann sich auf Menschen, Tiere, Dinge, Ideen, Vorstellungen und Fantasien beziehen, wobei sie sich je nach Art dann sehr unterschiedlich ausdrückt.
Liebe ist die Hinwendung, eine tiefe Zuneigung, Verbundenheit und Wertschätzung zu jemanden oder etwas. Für den „Liebenden“ bedeutet sie auch Verzicht, Entbehrung, Loslassen, was in diesem Fall jedoch keineswegs negativ besetzt ist. Liebe ist unfassbar im wahrsten Sinne des Wortes und doch immer und überall präsent. Für die Liebe gibt es Symbole, allen voran das Herz. Rot ist die Farbe der Liebe und signalisiert die Stärke und Leidenschaft, die von ihr ausgeht. Liebe kann unterschiedlich ausgeprägt sein, je nachdem, wem oder was sie gilt.
Das Gegenteil von Liebe sind Hass, Verachtung, Feindseligkeit und Gleichgültigkeit.
Das Wort Liebe wird auf alle Lebensbereiche, Menschen und Dinge übertragen. So lieben wir nicht nur unsere Eltern oder den Beziehungspartner, sondern auch die Pizza, Action-Filme, Musikrichtungen, das sonnige Mallorca, u.v.m. Dahinter steht die klare Favorisierung oder Begeisterung für jemanden oder etwas.
Wenn Menschen einander sagen: „Ich liebe Dich“, dann kann jeder für sich mit dieser Aussage ganz verschiedene Definitionen verbinden, die sich erst aus der Erweiterung des Satzes ergeben: „Ich liebe Dich, weil Du alles für mich tust. Ich liebe Dich, weil Du mir immer in der Not hilfst. Ich liebe Dich, weil Du für meinen Lebensunterhalt sorgst …“ Jeder Mensch hat also im Prinzip auch seine eigenen Vorstellungen von der Liebe.
Die wahre Liebe zwischen Menschen ist gekennzeichnet von Wertschätzung, einem ausgewogenen Verhältnis von Nähe und Distanz, einem Höchstmaß an Vertrauen, Empathie, aber auch von Entbehrungen und Verzicht.
Formen der Liebe
Je nachdem, auf wen oder was sich die Liebe bezieht, können verschiedene Formen unterschieden werden:
Die Selbstliebe
Ein Sprichwort sagt: „Liebe Dich selbst, dann wirst Du geliebt“. Die Selbstliebe ist die Grundvoraussetzung für das Selbstvertrauen und ein selbstbestimmtes Leben. Gleichzeitig bildet sie die Grundlage für die Liebe zu anderen Menschen. Überzogene Selbstliebe oder Selbstverliebtheit, als Narzissmus bezeichnet, beeinträchtigt bzw. hemmt die Fähigkeit, Liebe zu anderen zu entwickeln und äußert sich anderen gegenüber mit Verhaltensweisen wie Abwertung, Gleichgültigkeit oder Unterdrückung.
Die Familienliebe
Innerhalb der familiären Beziehungen ist die Liebe zwischen den engsten Familienangehörigen, z.B. Mutter-Vater-Kind, Bruder-Schwester, Großeltern-Enkelkinder,
meist am stärksten ausgeprägt. Die Mutterliebe ist dabei existentiell für die positive Entwicklung des Kindes, insbesondere in den ersten Lebensmonaten hat sie auch eine überlebenswichtige Funktion. Kleinkinder, die in den ersten Lebensmonaten intensiven, fürsorglichen und liebevollen Kontakt mit anderen Bezugspersonen (Geschwister, Paten, etc.) erleben, entwickeln zu diesen Personen oftmals eine starke Bindung.
Die familiäre Liebe wird als bedingungslos angesehen und hält im Idealfall ein Leben lang, sogar über den Tod hinaus. Ausdruck findet die Liebe zu den Familienmitgliedern einerseits durch Zärtlichkeiten, die sich jedoch nicht auf sexueller Ebene abspielen, andererseits durch das Füreinander da sein und die Geborgenheit, die ein intakter Familienverbund mit sich bringt. Störungen innerhalb dieses Liebes-Systems können gerade für Kinder negative Auswirkungen auf die Selbstliebe und Liebesfähigkeit zu anderen Personen, z.B. in späteren partnerschaftlichen Beziehungen, haben.
Die Freundesliebe
Die Liebe zu Freunden ist der familiären Liebe sehr ähnlich. Nicht umsonst sagt man: „Wir sind Blutsbrüder“. Sexuelle Ambitionen sind hier nicht die Regel, können aber in Beziehungsmodellen wie Freundschaft Plus vorkommen. Vielmehr liegt eine Art der platonischen Liebe zu Grunde, die in gegenseitigem Vertrauen, Wertschätzung und Verständnis mündet.
Die Partnerliebe
Sie wird auch als geschlechtliche Liebe angesehen, da neben der emotionalen Liebe die sexuelle Liebe eine wichtige Rolle spielt. Partnerliebe hat viele Gesichter und kennt unterschiedliche Beziehungsarten. Es gibt Partnerschaften zwischen Mann und Frau ebenso wie homosexuelle und bisexuelle oder aber asexuelle Partnerschaften. Das klassische/traditionelle und gesellschaftlich uneingeschränkt anerkannte Modell der Partnerschaft ist die heterosexuelle, monogame Zweierbeziehung zwischen Mann und Frau. Daneben finden sich homosexuelle und bisexuelle oder asexuelle monogame und offene Paarbeziehungen sowie die unterschiedlichen Modelle der Mehrfach- oder Mehrpersonenbeziehungen.
Die Nächstenliebe und Gottesliebe
Die Nächstenliebe bezieht sich auf die Allgemeinheit und ist der Grundstein vieler Religionen. Anderen zu helfen, sie zu unterstützen, gemeinnützig und uneigennützig zu handeln, steht hier unabhängig von einer tieferen emotionalen Beziehung im Vordergrund. Die Gottesliebe wird allgemein mit einer tiefen Gläubigkeit gleichgesetzt und kann je nach Religion auch mit besonderen Geboten wie dem Zölibat oder dem Leben in Askese (Mönche/Nonnen) verbunden sein.
Die Objektliebe/Ideenliebe
Die Objektliebe richtet sich auf Tiere, die Natur, Dinge und Gegenstände und ist weitgefasst. Sie meint in erster Linie, einen besonderen Bezug zu etwas zu haben, es wertzuschätzen und ihm entsprechend viel Aufmerksamkeit zu schenken. Die Ideenliebe lässt sich am besten damit vergleichen, wenn wir für eine Sache brennen, uns aktiv dafür begeistern und einsetzen.
Das Dreieck der Liebe: Ein moderner Ansatz, Liebe zu definieren
Liebe wird den Menschen und die Wissenschaft immer beschäftigten.
Zu den neueren Erkenntnissen in Sachen Liebe gehört die Dreieckstheorie (Triangle) des amerikanischen Psychologen Robert Sternberg aus den 1980er Jahren, die ein Modell für mögliche Liebesbeziehungen darstellt. Danach hat Liebe drei wesentliche Komponenten: Vertrautheit/Intimität und Leidenschaft sowie Entscheidung/Bindung.
Je nachdem, wie die Komponenten kombiniert werden, entstehen acht Arten der Liebe:
- Nicht-Liebe: Es liegen weder Vertrautheit, Leidenschaft noch ein Bindungs- oder Entscheidungswille vor.
- Sympathie: Hier ist nur die Komponente der Vertrautheit vorhanden. Daraus ergeben sich zumeist kurze Beziehungen oder Freundschaften.
- Verliebtheit: Im Vordergrund steht die Leidenschaft. Daraus können sich zwar Vertrautheit und Bindungswille ergeben, das muss jedoch nicht zwangsläufig so sein.
- Leere Liebe: Hier ist nur die Entscheidung oder die Bindung ausschlaggebend. Von einer solchen Liebe spricht man z.B. in langfristigen Beziehungen, wenn die Leidenschaft nachgelassen hat und auch die Vertrautheit nur noch gering ausgeprägt ist. Oftmals wird die Beziehung aus bestimmten Gründen (Kinder, Eigentum) aufrechterhalten.
- Die romantische Liebe: Vertrautheit und Leidenschaft bestimmen diese Art der Liebe, Bindung hat (vorerst) keine Priorität.
- Kameradschaftliche Liebe: Vertrautheit und Bindung sind die Eckpfeiler, die Leidenschaft bleibt außen vor. Enge Freundschaften und Geschwisterliebe fallen unter diese Art von Liebe.
- Alberne Liebe: Leidenschaft und Bindung aber ohne Vertrautheit. Man kann diese Liebe auch als überstürzt bezeichnen, z.B. wenn zwei Menschen sich zwar verlieben und vorschnell eine Bindung eingehen, ohne dass sich jedoch eine tiefere Basis ergibt.
- Vollkommene Liebe: Hier sind alle drei Komponenten – Vertrautheit, Leidenschaft, Bindung – vereint.
Die wahre Liebe
Auf der Suche nach der wahren Liebe sind wir alle. Doch mit Rosa-Rot-Romantik, der berühmten Wolke 7 oder dem besten Sex der Welt hat die „wahre Liebe“ ungefähr so viel zu tun, wie ein Nilpferd stricken kann. Wahre Liebe ist nämlich frei von Klischees, Anforderungen, emotionalen Rauschzuständen der Verliebtheit und ähnlichem, sie ist eher pragmatisch, still und leise, entbehrungsreich und nicht ich-bezogen (egoistisch). Wahre Liebe wächst und entwickelt sich, wird geprägt von Erfahrungen, ist ein Geben und Nehmen, ein ständiger Prozess mit Höhen und Tiefen, ohne dass dies den Beteiligten unbedingt bewusst sein muss.
Wahre Liebe ist gekennzeichnet durch Achtsamkeit, Akzeptanz, Bedingungslosigkeit, Distanz, Ehrlichkeit, Eigenverantwortlichkeit, Geduld, Kompromiss, Loslassen, Offenheit, Respekt, Rücksichtnahme, Verständnis, Vertrauen, Verzeihen, Wertschätzung.
Wahre Liebe tut manchmal auch ein bisschen weh, aber nicht im Sinne von Verletzung, sondern beispielswese, weil man Vorstellungen zum Wohl des anderen losgelassen hat. Das ist aber nicht zu verwechseln mit Selbstaufgabe oder Selbstaufopferung. Wer liebt, bringt mitunter auch Opfer, steckt zurück oder verzichtet, was aber nicht bedeutet, dass eigene Leben völlig und dauerhaft in den Hintergrund zu rücken.
Liebe als eine raffinierte Abfolge von chemischen Prozessen
Liebe kommt von Herzen, sagt man. Doch sie ist auch eine interessante Abfolge von chemischen Prozessen in unserem Körper sowie der Steuerungszentrale Gehirn, gerade, wenn es um partnerschaftliche Liebe geht.
Beim Verlieben fängt es schon an und zwar mit den Pheromonen, den Duft- oder Lockstoffen, die anziehend machen. Das Verlieben an sich ist ein raffinierter Cocktail aus Botenstoffen und Hormonen, die für den glückseligen Zustand sorgen, der auch mit körperlichen Symptomen wie innerer Unruhe, Zittern, Schwitzen, Herzklopfen und den berühmten Schmetterlingen im Bauch einhergeht. Es entsteht eine Art Rauschzustand, in dem sich jeder Gedanke um den anderen dreht, die Welt da draußen ausgeblendet wird und der sich unendlich gut anfühlt.
Für diesen unbeschwerten Tanz der Moleküle verantwortlich sind das Stresshormon Adrenalin, das Glückshormon Dopamin und das Lusthormon Phenylethylamin, die in der Verliebtheitsphase in hoher Dosis produziert werden. Hinzu kommt der Botenstoff Neurotrophin, der die euphorische Phase für eine gewisse Zeit (zwischen 3 und 18 Monate) aufrechterhält.
Ob sich aus der Verliebtheit Liebe entwickelt, wird durch hat das Kuschelhormon Oxytocin beeinflusst, das bereits beim Austausch von Zärtlichkeiten und beim Sex ausgeschüttet wird. Oxytocin könnte man auch als Bindungshormon bezeichnet, wenn es nach dem Abklingen der stark erhöhten Hormonspiegel von Adrenalin, Dopamin und Phenylethylamin weiterhin verstärkt gebildet wird. Oxytocin fördert Zufriedenheit, Vertrauen und Treue und ist rein chemisch gesehen, die Basis für langfristige Beziehungen.
Statt Speed-Dating und Co. bieten einige Veranstalter inzwischen Pheromonpartys an. Dort gilt es, den Gegenüber durch den eigenen Körpergerucht zu überzeugen.
Kann man Liebe mathematisch berechnen?
Ja, wobei die Mathematik ja bestimmten Plausibilitäten folgt und zu einem großen Teil von Wahrscheinlichkeiten geprägt ist. So lässt sich beispielsweise mit komplexen Formeln berechnen, wie viele Dates erforderlich sind, bis der richtige Partner dabei sein könnte oder wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Paar zusammenbleibt oder auch, wie sinnvoll Online-Partnerbörsen sind. Natürlich werden hier anhand realer Erfahrungswerte mögliche Aussagen getroffen, für die es aber entsprechend der Wahrscheinlichkeitstheorie keine hundertprozentigen Garantien gibt. Auch Online-Partnervermittlungen wie z. B. Elite Partner oder Parship bedienen sich mathematisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse, um zu ermitteln, welche Singles gut zueinander passen können und unterbreiten dementsprechend Partnervorschläge.
Eine der wunderbarsten Formeln für die Liebe wird dem berühmten Physiker Albert Einstein zugeschrieben. Er soll vermutlich in einem Brief an seine Tochter die Liebe in Abwandlung seiner Relativitätstheorie, als universelle Kraft, wie folgt beschrieben haben:
„Wenn wir anstelle von E = mc2 zu akzeptieren, die Energie akzeptieren, um die Welt durch Liebe zu heilen, kann man durch die Liebe multipliziert mal der Lichtgeschwindigkeit hoch Quadrat zu dem Schluss kommen, dass die Liebe die mächtigste Kraft ist, die es gibt, weil sie keine Grenzen hat …“