Mein Ex-Partner stalkt mich

Stalking - Frau hat Angst am Telefon

Wenn eine Beziehung beendet wird, gibt es im klassischen Fall den Partner, der verlassen wird und den, der verlässt. Eine Trennung ist vor allem für den Verlassenen oftmals nur schwer zu akzeptieren und es braucht Zeit, bis sie verarbeitet ist. Die Verarbeitung kennt verschiedene Phasen, zu denen auch das Verdrängen, das unbedingt zurückhaben wollen oder Wut gehören. Während dieser Phasen neigen Ex-Partner mehr dazu, den anderen wieder vermehrt zu kontaktieren, ihn ggf. auszuspionieren oder ihn sogar aufzusuchen. Das ist per se noch kein Stalking, kann sich aber daraus entwickeln. Das Nachstellen durch den Ex-Partner kann unmittelbar nach einer Trennung erfolgen, es kann aber auch erst dann einsetzen, wenn ein neuer Partner im Leben des anderen auftaucht oder sich eine neue Beziehung anbahnt.

Das Ausmaß von Stalking

Stalking kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein und auch die Mittel, deren sich der Stalker oder die Stalkerin bedient, sind unterschiedlich. Oft ist es eine Mischung aus verschiedenen Aktionen, z. B. Anrufe, Whatsapp-Nachrichten, SMS, Briefe, Kontrolle in sozialen Netzwerken, Erscheinen vor dem Haus, auf der Arbeit, Zusenden von Geschenken, gewalttätige Aktionen.

Kennzeichnend für Stalking ist, dass der Stalker/die Stalkerin meistens nicht aufgibt, auch wenn das Opfer ihm bereits mehrfach zu verstehen gegeben hat, dass es keinen Kontakt mehr, geschweige denn die Weiterführung der Beziehung wünscht. Aus Belästigungen können im schlimmsten Fall Bedrohungen und Gewaltdelikte werden, die in das Leben des Gestalkten eingreifen.

Die Opfer von Stalking fühlen sich nicht mehr sicher, haben Angst, das Haus zu verlassen, rechnen jederzeit mit einem Angriff auf Besitz, Eigentum oder sich selbst. Sie vermeiden vieles, schränken Freizeitbeschäftigungen ein, ändern Wegstrecken und Fahrtrouten, versuchen gerade wegen der Person, die stalkt, anonym zu werden. Das kann so weit gehen, dass sich die Opfer neue Telefonnummern, Accounts zulegen, ihren Wohn- und Arbeitsplatz wechseln, ihr Äußeres verändern. Die psychische Komponente ist nicht zu unterschätzen, denn es können sich Ängste und Depressionen manifestieren.

Stalking: Opfer wollen keinen Kontakt mehr
Stalking: Die Opfer wollen einfach keinen Kontakt mehr

Eine neue oder sich anbahnende Beziehung leidet darunter ebenfalls erheblich, denn Stalker/innen schrecken auch nicht davor zurück, der neuen Beziehung zu schaden. Sei es durch Verleumdungen, böse Spielchen, Lügen. Hauptsache, es wird ein Keil zwischen Ex-Partner und neuen Partner getrieben.

Stalking ist eine Straftat!

Der oder die Stalker/in wissen, was sie tun. Mitunter entfaltet dieses Verhalten, das für Kontrolle und Machtausübung steht, eine gewisse Eigendynamik. Die stalkende Person steigert sich regelrecht in einen Wahn hinein und das Nachverfolgen wird zu einer Obsession. Es hört jedoch da auf, wo einem anderen psychischer oder physischer Schaden zugefügt werden kann.

Daher ist Stalking auch eine Straftat, die im § 238 StGB definiert ist.

Der sogenannte Stalking-Paragraph wurde im Jahre 2007 neugefasst. Demnach macht sich strafbar, wer durch sein Verhalten dazu beiträgt, dass die Lebensgestaltung einer anderen Person schwerwiegend beeinträchtigt wird. Dazu gehört z.B. psychischer Druck, der durch den Stalker/die Stalkerin auf das Opfer ausgeübt wird. Dieser Druck lässt sich an Häufigkeit, Intensität und Kontinuität der Handlungen erkennen. Auch Änderungen in der Lebensführung sowie körperliche und seelische Folgen sind Anhaltspunkte für einen psychischen Druck auf das Opfer.

Gefahr erkennen und gegensteuern

Wer merkt, dass das Verhalten des Ex-Partners Züge des Stalking annimmt oder ein zunehmend ungutes Bauchgefühl hat, sollte mit seinen Gedanken nicht alleine bleiben und rechtzeitig Vorkehrungen treffen, um sich selbst zu schützen. Die eigene Intuition sagt einem hier oftmals schon, wann es zu viel des Guten und an der Zeit ist, gegenzusteuern. Folgende Ratschläge sollten umgesetzt werden:

  • Unterbinden Sie Stalking-Versuche frühzeitig. Machen Sie eine klare Ansage, dass kein weiterer Kontakt gewünscht ist und die Beziehung keine Chance mehr hat.
  • Richten Sie eine Kontaktsperre ein, z.B. durch Blockierungen für Anrufe, Messenger-Dienste, soziale Medien.
  • Tauschen Sie sich mit Familie, Angehörigen, Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen über das Problem und ihre Ängste aus. Je mehr Menschen sie mit ins Boot holen können, umso besser. Sollte es hart auf hart kommen, haben Sie auch Zeugen.
  • Nehmen Sie keine Post oder Pakete an, die Sie nicht bestellt haben. Lassen Sie Blumengeschenke zurückgehen.
  • Protokollieren Sie das Verhalten des Stalkers sowie Ihre Empfindungen, Ängste, ggf. auch Einschränkungen in ihrem Leben. Dies ist eine wirkungsvolle Maßnahme, wenn es später bei der Polizei oder vor Gericht darum geht, das Stalking zu belegen.
Angst vor dem Stalker - Telefonterror
Telefonterror verursacht Angst vor dem Stalker

Hilfsmöglichkeiten

Warten Sie nicht zu lange. Sollten oben genannte Tipps keine Wirkung zeigen, wenden Sie sich an Beratungsstellen und/oder die Polizei. Nehmen Sie Ihre Aufzeichnungen und evtl. Zeugen mit. Haben Sie keine falsche Scham, denn Stalking ist kein Kavaliersdelikt, unabhängig davon, ob es von Männern oder Frauen ausgeübt wird. Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, auch wenn Sie mit der Person eine Beziehung geführt haben. Was sie tut ist falsch. Denken Sie daran, Sie wollen ein freies, uneingeschränktes Leben führen. Einige weitere Anlaufstellen sind das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen oder Opferschutzorganisationen wie der Weiße Ring.

Phänomen: Stalking durch neue Online-Bekanntschaften

Die Möglichkeiten des Online-Datings schüren in vielen Singles Hoffnungen und wecken falsche Vorstellungen, die in der Realität enttäuscht werden können. Selbstunsichere, emotional verletzte oder sehr dominante und herrschsüchtige Personen wollen mitunter nicht hinnehmen, dass das Objekt ihrer Begierde kein Interesse hat. Dazu muss es heute nicht mal mehr zu einem Treffen kommen. Schon allein das Beenden eines Kontaktes via Email, SMS, Messenger oder über soziale Netzwerke kann ein Stalking-Verhalten auslösen. Auch in diesen Fällen sollte man nicht zögern, direkt und deutlich zu kommunizieren, was Sache ist und die erwähnten Maßnahmen ergreifen. Dadurch, dass man meist nicht weiß, wer tatsächlich hinter dem Online-Kontakt steht, ist die Angst diffuser und der Stalker weniger greifbar.

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