Klingt unseriös und ist es auch. Fake-Profile haben in Singlebörsen und Dating-Portalen nichts zu suchen, insbesondere wenn mit echten Singles geworben wird. Allerdings zeigt sich, dass eine Vielzahl von Anbietern eigene Mitarbeiter oder bezahlte Dienstleister Fake-Profile betreiben lässt. Dahinter steckt in der Regel rein kommerzielles Interesse und kommt somit dem Betrug am Kunden gleich.
Um sich rechtlich auf der sicheren Seite zu bewegen, werden in den zustimmungspflichtigen AGB der Portalbetreiber Klauseln zu den Fake-Profilen untergebracht.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale e.V., Berlin betreibt das Projekt Marktwächter. An diesem Projekt sind Verbraucherzentralen der Bundesländer beteiligt, welche die digitale Welt für die Verbraucher beobachten und analysieren. In diesem Zusammenhang hat das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Bayern vor kurzem eine interessante Entdeckung im Rahmen einer konkreten Recherche gemacht: Knapp 190 Flirtportale im Netz arbeiten definitiv laut den eigenen AGB bzw. durch Hinweise auf der Startseite mit so genannten Fake-Profilen. Darüber hinaus gibt es noch eine Grauzone von etwas über 100 Portalen, die Fake-Profile einsetzen, darauf aber überhaupt nicht hinweisen. Die Liste mit 187 Portalen, die den Einsatz von Fake-Profilen in den AGB festgehalten haben, findet sich unter auf der Webseite der Verbraucherzentralen mit weiteren Informationen.
Die gute Nachricht ist, dass die großen, bekannten und renommierten Single- und Partnerbörsen hier fehlen, allerdings regt das Ergebnis doch zum Nachdenken an. Es gibt Möglichkeiten, sich vor Flirt-Fakes zu schützen und sie zu entlarven.
Was Fake-Profile sind und was sie nicht sind
Hinter Fake-Profilen in Online-Dating oder Flirt Portalen stecken Mitarbeiter oder Dienstleister, die für ihre Leistung bezahlt werden, keine in Wahrheit existierenden Singles. Angemeldete Mitglieder gehen im guten Glauben davon aus, dass alle Profile echt sind. Der Sinn und Zweck von Fake-Profilen, die vom Anbieter zum Leben erweckt werden, ist meist rein kommerzieller Natur.
Entweder sollen die User-Zahlen angekurbelt werden oder es gilt, Mitglieder für eine kostenpflichtige Mitgliedschaft zu gewinnen. Auch kurz vor Ablauf eines kostenlosen Probeabos melden sich gerne Fake-Singles, um den Nutzer geschickt zu einer kostenpflichtigen Dauermitgliedschaft zu bewegen.
Die Menschen, die sich hinter den Fake-Profilen verbergen, verrichten einen Dienst. Echte Gefühle sind ebenso wenig im Spiel wie Ehrlichkeit. Es gibt nur einen Vornamen und ein Alter, Wohnorte und Arbeitsstellen werden erst gar nicht zum Thema. Fake-Singles wollen sich mit ihrem Flirtpartner niemals treffen, sie erzählen keine wahren Details aus ihrem Leben und man kann sie nicht googlen oder bei Facesbook ausfindig machen. Fake-Profile werden als männliche und weibliche Profile angelegt. Einige Portale nutzen so genannte Bots, vergleichbar mit automatisch erstellten Formulierungen, die dem Computergehirn entsprungen sind.
Auch die Kooperation mit 0190er-Hotlines ist keine Seltenheit. Hier sind vor allen Dingen Männer von Fake-Profilen betroffen. Die angeblichen Single-Damen kommen meist aus einem anderen Land, benötigen finanzielle Hilfen, sind alleine auf der Welt und haben das Ziel, den Fisch an die teure Angel zu bekommen.
Mittlerweile werden Fake-Profile schnell entlarvt, was die Methoden allerdings auch raffinierter macht. Denn das geschulte Personal, lernt Taktiken, den Fake-Flirt möglichst lange aufrecht zu erhalten.
Fake-Profile und Betrug am Kunden – die rechtliche Seite
Verschwiegene oder als echt angepriesene Fake-Profile in Verbindung mit Gewinnerzielungsabsichten fallen unter Betrug. Werden die Fake-Profile allerdings als Bestandteil des Online-Angebots in die AGB aufgenommen, z. B. mit dem Vermerk, dass die durch Animateure geführten Chats ausschließlich der Unterhaltung dienen, können sich die Anbieter dem Betrugsvorwurf rechtlich korrekt entziehen.
Anders sieht die Sache bei den Portalen aus, die ihre selbst betriebenen Fake-Profile, mit denen zusätzlich Geld in die Kasse gespült werden soll, verheimlichen. Wer solche Portale entdeckt, sollte sich nicht scheuen, die Verbraucherzentralen zu informieren.
Hinweise in den AGB und auf der Startseite bringen Aufschluss
Wer eine Singlebörse zum ersten Mal besucht, sollte generell vor einer Anmeldung zuerst die AGB lesen, auch um Kenntnis über etwaige Kosten zu erhalten. Wie die Marktwächter mitteilen, finden sich hier bei 187 Anbietern Angaben zu Fake-Profilen. Besonders bei Begriffen wie Moderatoren, moderierter Dienst, Animateure, fiktive Profile oder Controller sollten die Alarmglocken klingeln und die entsprechenden Passagen genau gelesen werden. Nur die wenigsten Portale geben Hinweise auf der Startseite und wenn, dann nur derart versteckt, dass sie nicht ohne weiteres wahrgenommen werden können.
Die Zahl der schwarzen Schafe, die User mit Fake-Profilen in die Irre führen und damit auch noch Geld verdienen, ist weitaus größer. Denn bei nicht wenigen Online Dating Portalen im World Wide Web werden Fake-Profile einfach unter dem Mäntelchen der absoluten Verschwiegenheit von Mitarbeitern oder Drittanbietern betrieben. Die Mehrheit dieser unseriösen Online-Portale bewegt sich im Bereich von Sex- und Erotikchats.
Bauchgefühl und logischer Verstand lassen Fake-Profile verstummen
Wenn sich erste Verdachtsmomente in Bezug auf die reale Existenz des Flirtprofils im Bauch regen, sollten User diesen nachgehen. Denn bei gegenseitigem Interesse wird auch der Wunsch nach mehr Informationen, persönlichem Austausch und realem Kennenlernen größer. Ein Fake-Profil hingegen bleibt immer auf dem gleichen Stand, zögert Telefonate und Treffen hinaus, macht Angaben ins Leere und ist auf keiner Ebene greifbar.
Folgen Sie einfach Ihrer Intuition und dem gesunden Menschenverstand, wenn Ihnen etwas Spanisch vorkommt. Wenn Dates bewusst abgelehnt oder mehrfach verschoben werden oder die weitere Kommunikation an Bedingungen geknüpft ist, z. B. Aboverlängerung oder kostenpflichtige Mitgliedschaft, ist das ein verräterisches Zeichen. Telefonnummern können ebenso gefakt sein. In diesem Fall kann mehrmaliges Anrufen zu einer nicht verabredeten Zeit hilfreich sein, um dem Fake auf die Spur zu kommen. Kommunizieren Sie nicht permanent über Messanger, auch dahinter können sich Prepaid-Nummern, die nur kurze Zeit existieren, verbergen.