Adam sucht Eva – TV-Dating mit nackten Tatsachen

Adam sucht Eva - TV-Dating mit nackten Tatsachen

Seit 2014 präsentiert der deutsche Privatsender RTL die Dating-Show „Adam sucht Eva“, in der die Kandidaten, zu denen auch Prominente gehören, bis zum großen Finale ausschließlich nackt agieren. Das passiert nicht irgendwo, sondern auf einer paradiesischen Südseeinsel. Als Vorlage diente hier das amerikanische Format „Adam Looking For Eve“ der Warner Bros. International Television Production, deren deutsche Tochter auch für die Produktion der Serie verantwortlich zeichnet. Neben dem deutschen Ableger und der amerikanischen Version, die jetzt „Naked Dating“ heißt, wird die Serie in weiteren europäischen Ländern, entweder mit eigens gedrehten Folgen oder als Übersetzung der niederländischen Variante gezeigt.

Bis November 2017 wurden in Deutschland 4 Staffeln mit insgesamt 28 Episoden ausgestrahlt und es wird weiter gehen. Die einzelnen Folgen haben eine Länge von 45 oder 90 Minuten, die Sendezeit liegt in den späten Abendstunden. Die Episoden werden meist innerhalb einer Woche fortlaufend hintereinander gesendet. Das Konzept hat sich nach jeder Staffel immer wieder in Organisation, Ablauf und konkretem Titel etwas verändert.

Die Idee hinter Adam sucht Eva und das Konzept

Wer erinnert sich nicht an den Film „Die blaue Lagune (1980)“ mit Brooke Shields und Christopher Atkins, die auf einer einsamen Insel stranden und die Liebe entdecken? Die traumhaften Bilder des Films sind legendär, ebenso wie das fast nackte Liebespaar, das in Wirklichkeit miteinander verwandt ist. Romantische Vorstellungen löst der Film allemal aus  und bekräftigt die Interessenten für Adam und Eva mitunter zu einer Teilnahme.

Die Idee hinter Adam sucht Eva hat jedoch weniger mit purer Romantik zu tun, als mit der Tatsache, sich ungeschminkt und nackt wie Gott den Menschen schuf zu zeigen, ohne den Schutz und doppelten Boden, den Kleidung und ein bestimmtes Styling nun einmal bieten. Nackt bedeutet auch verletzlich, man kann sich nicht verstecken, selbst wenn man versucht, sich zu verstellen. Diese Rechnung geht auf, denn in der Dating-Show wurden schon so manche hässlichen Gesichter im Sinne des Charakters entlarvt.

Die erste Staffel war mit „Adam sucht Eva – Gestrandet im Paradies“ überschrieben, heute lautet der Titel „Adam sucht Eva – Promis im Paradies“. Allerdings ist der Titel in zweifacher Hinsicht irritierend. Denn am nackten Insel-Dating nehmen sowohl „Normalos“ als auch prominente Kandidaten teil, wobei es sich hier überwiegend um B- und C-Promis handelt. Das sind Stars und Sternchen, die aus Castingshows oder Realitysoaps hervorgegangen sind, oder sich einen Namen in TV-Serien-, im Model- oder Sportbusiness  gemacht haben, deren Bekanntheitsgrad jedoch insgesamt niedriger liegt, als der von echten Prominenten.

Von anfänglich vier Single-Kandidaten (zwei Männer, zwei Frauen) hat sich die Anzahl der Adams und Evas kontinuierlich auf mittlerweile über 20 Teilnehmer erhöht, der Anteil der Promis liegt im Verhältnis zu dem der Normalos etwas geringer. Die Singles kommen nicht alle auf einmal auf die Insel, sondern werden häppchenweise angefahren oder müssen selbst im Boot anpaddeln, je nach Status. Ihre Textilien legen sie vor dem Betreten der Insel ab.

Prominente Teilnehmer der 4. Staffel waren z. B. Timur Ülker (Schauspieler, Köln 50667), Melody Haase (Ex-DSDS-Kandidatin), Leo Rojas (Supertalent-Gewinner), Martin Kesici (Musiker) und Marius Hoppe (Kitesurf-Shootingstar).

Neben der Aussicht auf die große Liebe winkt den Kandidaten eine Gage, die bei „Normalos“ im niedrigen vierstelligen, bei Promis im mittleren bis hohen fünfstelligen Bereich liegen soll.

Statt einer Paradiesinsel in der Südsee gibt es nun zwei: Die Insel der Versuchung, auf der die Singles ankommen und sich ungezwungen kennenlernen können. Einzeldates finden auf der Insel der Liebe statt. An einem generellen Schema lässt sich das ungewöhnliche Dating-Format nicht festmachen und es braucht auch eine gewisse Abwechslung, damit es nicht eintönig wird. Zusammengefasst lässt sich das Konzept daher wie folgt grob erklären:

Eine bestimmte Anzahl von Männern und Frauen (Promis und Normalos) kommen nach und nach auf die Insel und zwar nackt. Mitnehmen dürfen sie nur ein „Love-Bag“ mit persönlichen Gegenständen. Um auf der Insel bleiben zu können, sind Prüfungen zu absolvieren. Es steht aber auch jedem Kandidaten frei, zu gehen, wenn er keine Lust mehr hat. In Einzeldates können sich die Singles noch besser kennenlernen und ihren Gefühlen (fast freien Lauf) lassen. Am Ende treffen sich die „übriggebliebenen“ Paare in einer Hotelanlage, diesmal jedoch bekleidet und gestylt. Das sorgt dann durchaus für Überraschungen, denn so manche natürliche Schönheit, verliert durch das veränderte Bild ihren Reiz für das Gegenüber.

Das Alter der Teilnehmer liegt zwischen 20 und 40 Jahren, das der Zuschauer reicht von 14 bis 60 Jahre. Die im Vorfeld der ersten Staffel laut gewordene Aufregung um die Nackedei-Show und der damit verbundene Erotik-Schock sind ausgeblieben. Unterhaltung und Spannung allerdings nicht, da der voyeuristische Aspekt bei so viel geballter Nacktheit nicht zu kurz kommt. Mit Porno hat das Ganze nichts zu tun, hier werden auch die erforderlichen Maßnahmen getroffen (Stichwort: Schwarzer Balken), sollte etwas vor der Kamera aus dem Ruder laufen.

Zuschauerzielgruppe und Erfolgsquoten von Adam sucht Eva

Die Erstausstrahlung von Adam sucht Eva am 28. August 2014 verfolgten knapp zwei Millionen Zuschauer, in den darauffolgenden Staffeln 2015 und 2016 wuchs die Zahl auf fast drei Millionen an und legte zu Beginn der 4. Staffel noch etwas zu (3,63 Mio.), wobei die einzelnen Folgen zwischen Auf- und Abstieg schwankten, die letzte Folge der Staffel sahen 2,94 Mio. Zuschauer.

Das Format hat keine fest definierte Zuschauerzielgruppe, auch nicht beim Alter. Von 14 bis 60 Jahren schaut hier jeder Mal rein und bleibt dabei oder nicht. Auch lässt sich nicht wirklich eine favorisierte Altersgruppe ausmachen, über das Verhältnis Männer/Frauen kann ebenso wenig eine Aussage getroffen werden.

Die Erfolgsquote in Sachen Traumpaare, die sich gefunden haben und bis heute zusammen sind, ist mehr als mäßig. Die wahre Liebe zeigte sich nur bei Peer Kusmagk (Moderator. Schauspieler & Ex-Dschungelkönig) und Janni Hönscheid (Deutsche Meisterin im Wellenreiten 2013), beide Teilnehmer der 3. Staffel. Die Verlobten wurden im August 2017 stolze Eltern eines Sohnes. In Staffel 4 hatten sich Selfmade-Millionär Bastian Yotta und die Visagistin Natalie Osada verliebt, ihre gemeinsame Zeit als Paar hielt jedoch nur bis zum Ende der Dreharbeiten an.

Unterhaltungswert, Kritiken und Bewertung der Dating-Show Adam sucht Eva

Wie hoch die Anzahl der Zuschauer ist, die Adam sucht Eva tatsächlich bewusst einschalten, darüber gibt es keine Informationen. Viele bleiben beim abendlichen Zapping dort hängen und schauen aus Neugier rein. Zwar verfehlt die Nacktheit der Kandidaten auch nach Staffel Nr. 4 noch nicht ihre Anziehungskraft, allerdings zeigt sich beim Unterhaltungswert zunehmend gähnende Langeweile. Gerade die Dialoge der Kandidaten werden als ermüdend, sinnentleert und hirnlos bemängelt. Lediglich die körperlichen Besonderheiten, der Einblick in fremdes Seelenleben sowie der Zoff auf den Paradiesinseln können das noch ausgleichen. Und Bettgeflüster hat dagegen schon in den 1950er Jahre-Filmen mit Doris Day im Pyjama mehr Spannung gehabt.

Als „heißeste Datingshow im deutschen Fernsehen“ hat Adam sucht Eva ihr Ziel nicht erreicht, prickelnde Erotik sieht nach vier Staffeln auch anders aus. Nichtsdestotrotz wird immer wieder eingeschaltet, denn wo sieht man in der Realität schon so viel Nacktheit, die sich nicht nur auf die Kleidung bezieht? Nicht einmal am FKK-Strand. Die Liebe bleibt auf der Strecke. Stattdessen dürfen die Zuschauer in tiefe Abgründe blicken, wenn z.B. TV-Sternchen Melody Haase ihrem Traumboy Marius Hoppe ins Gesicht spuckt, weil er nicht pariert, wie sie will.

Wenn die Hüllen fallen, scheinen Aggressionen weniger beherrschbar zu sein. Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir uns im Alltag bekleidet unter die Leute begeben. Als Liebesstifter ist Adam sucht Eva weniger geeignet, im Fokus steht für die Zuschauer die Körperlichkeit. Es ist der Reiz etwas zu sehen, über das man sich amüsieren, lustig machen, darüber neidisch werden kann oder gar auf neue Ideen wie Intimpiercing, Schamhaar-Coloration oder Vagina-OP kommt. Auch die Hoffnung auf ein bisschen mehr Porno schwingt vielleicht mit.

In der Bewertung ist Adam sucht Eva eine Kuppelshow, über die alle lästern, die dann trotzdem gerne gucken. Jedenfalls sorgt sie für Schlagzeilen und Zuschauerquoten und macht nicht selten klar, dass es kein Patent-Dating-Show-Konzept für das Verlieben gibt. In jedem Fall verlangt sie den Teilnehmern Mut ab, ob Promi oder Normalo. Denn sie müssen hinterher damit leben, dass ihre nackten Körper samt höchstpersönlichem Seelenstriptease die breite Öffentlichkeit erreicht haben. Mitunter geht die berufliche Karriere dann in den Keller.

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