Erwartungen beim Online-Dating
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Erwartung beim Online-Dating: Liebe auf den ersten Blick?

von Redaktion

Die Liebe auf den ersten Blick ist eine subjektive Empfindung, in Wahrheit gibt es sie gar nicht. Wenn Paare sagen: „Bei und war es Liebe auf den ersten Blick“, dann teilen sie ihre Beziehung „gefühlt“ in ein Stufenschema auf: Sehen, Verlieben, Zusammenkommen, Zusammenbleiben. Wahre Liebe wächst, gedeiht und entwickelt sich. Das, was als Liebe auf den ersten Blick gemeint ist, bezieht sich auf die direkte Zuneigung zu einer Person, die auch mit den typischen Symptomen der Verliebtheit einhergeht.

Weitaus häufiger als die berühmte Liebe auf den ersten Blick ist die Liebe auf den zweiten Blick. Das heißt, man kennt sich schon länger oder vielleicht schon immer und plötzlich macht es „Zoom“.

Beim Online-Dating steht die Erwartungshaltung nach der Liebe auf den ersten Blick weit vorne.

Wenn es nicht beim ersten Treffen funkt, dann ist er oder sie wohl doch nicht der oder die Richtige. Diese Einstellung verspielt allerdings die Chancen auf die vielleicht wirklich große Liebe und eine intensive Paarbeziehung.

Frei nach dem Sprichwort: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Zeit ist ein wichtiger Faktor in der Liebe und nur ein oder zwei Treffen müssen noch gar keine Rückschlüsse erlauben, ob zwei Menschen füreinander geschaffen sind.

Liebe auf den ersten Blick – ein diffiziles Phänomen

Manche Wissenschaftler stellen fest, dass die Liebe auf den ersten Blick, sich vor allem an physischen Merkmalen oder der Attraktivität einer Person festmacht. Dazu wurden auch schon etliche Tests im Rahmen von Speeddatings durchgeführt. Die Testpersonen hatten nur wenig Zeit sich mit vielen Teilnehmern nacheinander zu unterhalten, um danach eine erste Auswahl für einen in Frage kommenden Partner zu treffen. Die Fragen, die sie sich gegenseitig stellten, waren dabei eigentlich belanglos, vielmehr gab die Bewertung der äußeren Erscheinung und des Auftretens den Ausschlag. Eigentlich fatal, denn auch anhand dieser Kriterien können Menschen völlig falsch beurteilt werden. Person A hatte z.B. einen schlechten Tag und Kopfschmerzen, wirkte mürrisch und krank. Damit war sie schon gleich aus dem Rennen.

Doch so einfach ist es nicht, denn Liebe auf den ersten Blick ist nicht nur auf Äußerlichkeiten gepolt. Mitunter sind es Dinge, die man nicht beschreiben kann, die einen von null auf hundert in die herrliche Verliebtheit befördern. Liebe auf den ersten Blick ist daher besser mit einer fantastischen, nicht näher definierten Anziehung zu vergleichen. Und Liebe auf den ersten Blick wird immer aus der Rückschau als solche empfunden oder erklärt, niemals im Moment selbst.

Je digitaler der Weg, umso schneller ans Ziel? Was steckt hinter der Erwartung?

Online-Singlebörsen oder Flirt-Apps suggerieren uns, dass es unheimlich leicht und einfach ist, einen neuen Partner zu finden. Doch ist es das wirklich? Die digitale Welt macht das Kontakte knüpfen unkomplizierter und bietet eine große Auswahl an potentiellen Partnern. Bis dahin richtig, doch dann muss man erst einmal einen Punkt setzen. Denn was danach kommt, spielt sich nur in den Köpfen ab und hat sich praktisch standardisiert.

Die Welt der Single- und Flirtbörsen ist vorrangig eine visuelle Welt. In Singlebörsen definieren sich Personen über Fotos.

Ein Profil, das kein Foto enthält, wird auf den meisten Portalen erst gar nicht freigeschaltet. Und wenn doch, kann der Text noch so toll sein, das interessiert nicht, Zuschriften bleiben aus. Über Fotos werden vermeintlich interessante Singles „herausgefiltert“. Hier zählt zunächst nur der optische Eindruck.

In Verbindung mit der Konversation, z.B. Nachrichtenaustausch, Chat, Telefonate, entsteht im Kopf ein Bild vom Bild, das mit der Wirklichkeit nicht viel gemein haben muss. Es entspringt den eigenen Vorstellungen oder Wünschen. Steht die Person dann in der realen Welt vor einem, kann dieses Bild wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Da nützt es auch wenig, wenn der oder diejenige äußerst attraktiv ist.

Zwischen Fotos, sympathischen Stimmen, geschriebenen und gesprochenen Worten, den Vorstellungen im eigenen Kopf vom Gegenüber und der Person, die da tatsächlich leibhaftig vor einem steht, können Welten und ganze Ozeane liegen. Die Chemie stimmt von Angesicht zu Angesicht so überhaupt nicht, man kann sich irgendwie nicht riechen, findet überhaupt keine Anknüpfungspunkte mehr an das zuvor virtuell Erlebte. Das „selbstgebastelte Bild“ liefert den Nährboden für die Erwartungshaltung Liebe auf den ersten Blick.

Über das Internet kann sogar ein Verliebtheitsgefühl entstehen, ohne dass sich zwei Menschen jemals getroffen haben.

Es ist eine starke virtuelle Anziehung vorhanden, die durch intensives Schreiben und Telefonieren noch verstärkt wird und das Bild im Kopf festigt. Beim ersten Date muss es dann doch unweigerlich funken, oder? Das kann sein muss aber nicht. Es macht einen Unterschied, ob ich eine Person in der Gesamtheit oder nur in Bruchstücken erlebe. Wenn es gut läuft, fügen sich die Puzzleteile zu einem echten Bild, wenn nicht, bleibt ein enttäuschter Scherbenhaufen zurück.

Zeit und Aufwand sind in der Wirtschaft zwei Faktoren, von denen der Erfolg abhängt. Auch bei der Partnersuche via Internet haben diese beiden Punkte Einfluss auf die Erwartungshaltung, dass es Liebe auf den ersten Blick sein soll. Zeit ist nämlich knapp und jeder will möglichst schnell ans Ziel kommen, nicht 10, 20 oder 50 anstrengende Dates absolvieren, um endlich den Traumpartner zu finden. In Sachen Liebe ist eher der Weg das Ziel und nicht die Zeit. Liebe braucht Zeit, z.B. gemeinsame Zeit oder Sehnsuchtszeit, in der man spüren kann, dass der andere einem fehlt und Zeit für die Vorfreude.

Oft wird dem Date aus der Singlebörse gar keine Chance auf ein näheres Kennenlernen gegeben, weil die eine oder andere Kleinigkeit am Menschen stört oder das Gegenüber nicht auf Teufel komm raus flirten will. Das erste Treffen muss schon gleich die wichtige Entscheidung bringen – Hat es gefunkt oder nicht?

Doch die Mehrzahl der intensiven Paarbeziehungen entsteht nicht dadurch, dass sich zwei vom ersten Augenblick an nacheinander verzehren, sondern durch gemeinsame Erfahrungen, Erlebnisse, das Gefühl von Zusammenhalt und Vertrauen. Das kann eben nicht in einer Stunde Online-Dating passieren.

Weniger selektieren ist mehr

In Single- und Partnerbörsen wird selektiert, was das Zeug hält. Hier passt die Nase nicht, dort die Einstellung zum Leben und so weiter und so fort. Was von den Männlein und Weiblein am Ende übrig bleibt ist die „Elite“, die jederzeit einer weiteren Auslese unterzogen werden kann. Wer sich Enttäuschungen ersparen möchte, selektiert einfach weniger und lässt die Begegnung auf sich zukommen. Im „echten Leben“ kommen Menschen zusammen, die auf den ersten Blick gar nicht zusammen passen, sei es optisch oder aufgrund ihrer Einstellungen. Was hat sie wohl zusammengebracht? Das können ganz banale Dinge wie Herzlichkeit, ein umwerfendes Lächeln, besondere „Marotten“ sein. In erster Linie finden sich solche Partner, weil sie sich einander unbefangen, frei von Erwartungen begegnen.

In dem wir uns frei machen von den Vorstellungen des perfekten Partners und vielleicht auch mal ein Date haben mit einer Person, die wir nicht unbedingt zum Beziehungspartner wählen müssen, öffnen wir ein Stück weit den Horizont für neue Eindrücke. Es sind nämlich nicht die Oberflächlichkeiten, die einen Menschen für den anderen unheimlich anziehend machen, sondern die tiefgründigen Vorzüge, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind.

Liebe auf den ersten Blick kann auch ein Fake sein

Stellen Sie sich vor, Sie treffen sich mit Ihrem Date vor einem Restaurant. Wow, sieht der/oder die gut aus. Das Herz hüpft, es kribbelt. Die Unterhaltung läuft bombastisch, gemeinsam haben Sie viel Spaß. Vielleicht nähern Sie sich ein wenig an, ein Kuß zum Abschied? Es folgt das zweite, dritte, vierte Treffen, alles läuft wie im Liebesroman. Und dann? Von jetzt auf gleich Funkstille oder ein Kontaktabbruch. Der andere meldet sich nicht mehr oder erstickt das zarte Pflänzchen beginnender Liebe im Keim? Woran das liegt? Der potentielle Partner hat gemerkt, dass es da doch Dinge gibt, mit denen er nicht zurechtkommt oder die nicht seinem Lebensschema entsprechen. Das Beispiel zeigt sehr schön, dass Liebe nicht erzwungen werden kann und auf den ersten Blick in der Realität nicht existiert. Was uns da im Kopf herumschwirrt, ist das Gefühl des Verliebtseins gepaart mit dem Wunsch eine Beziehung einzugehen. Nicht mehr und nicht weniger.

Fazit: Eine Chance für die zweite Chance

Es fällt in der Tat schwer, sich online kein Bild vom Bild zu machen, aber es ist besser, sich weniger auf Äußerlichkeiten und Oberflächliches zu fokussieren und stattdessen den Menschen hinter dem Bild kennenzulernen. Weniger aussortieren, sich selbst auch mal eine Grenze setzen, was die Zahl potentieller virtueller Kontakte betrifft. Selbst wenn 20 interessante Menschen zur Auswahl stehen, so kommt am Ende doch nur einer in Frage. Und wenn einer dabei ist, dann sollte man selbst ebenso dabei bleiben und nicht denken, dass vielleicht noch etwas Besseres nachkommt, denn das kommt nicht. Auch das ist ein Phänomen des Online-Datings. Die Erwartungshaltung kann zudem verringert werden, in dem die Zeit des gemeinsamen Kontakts in der virtuellen Welt verkürzt und schnellstmöglich in die reale Welt verlegt wird.

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