Die wunderbare Trendwortschöpfung Mingle (mixed + single) bezeichnet Personen, die halb in einer Beziehung und halb Single sind. Früher hätte man das „lockere Beziehung“ genannt.
Doch wie definiert sich dieser Beziehungsstatus genau, was macht ihn aus? Ist er auf eine bestimme Altersgruppe beschränkt oder kann jeder ein Mingle werden oder sein? Wo liegen die Vorteile und Nachteile des Mingle-Lebens und warum ist es wichtig, dass Mingles idealerweise auf Gleichgesinnte oder unverbindliche Singles treffen? Fragen über Fragen, auf die es hier Antworten gibt.
Die Spezies der Mingles
Vieles braucht heute in der multimedialen, intervernetzten, digitalen Welt einen besonders coolen Namen, auch ein außergewöhnlicher Beziehungsstatus wie der Mingle. Da sind sie nun die Singles, die keine feste und verbindliche Beziehung eingehen wollen, aber sich ab und an alle Vorzüge einer monogamen Paarbeziehung inklusive Sex wünschen. Nicht wenige genießen so ein Techtelmechtel, insbesondere in der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen, wobei es allerdings keine Alterseingrenzung gibt.
Die Motivation, sich heute bewusst als Mingle durch das Liebesleben zu bewegen, kann darin bestehen, zwischen zwei festen Beziehungen eine Art lockere Beziehung zu führen oder sich zunächst einmal nicht festlegen zu müssen, weil ja noch etwas Besseres nachkommen könnte. Gerade das Internet mit zahlreichen Flirt-, Single- und Partnerbörsen, Chats oder Singlegruppen auf Facebook beschert die Qual der Wahl, weshalb eine natürliche Auslese schwierig wird. Mingle kann allerdings auch für manche eine Art feste Lebensphilosophie sein, u.a. aus Gründen wie Bindungsangst. Andere sehen darin mitunter eine Möglichkeit, Trennungen leichter zu überwinden.
Die unverbindliche Halbbeziehung – das Beste aus mehreren Beziehungswelten
Mingles: Die Mischung aus leidenschaftlicher Affäre, offener Beziehung, Freundschaft Plus und ein bisschen inniger Vertrautheit macht diese Halbbeziehung aus. Was ihr fehlt, ist meist nicht die echte Nähe, die ja zeitweise durchaus besteht, sondern die Verbindlichkeit, die einer festen Liebesbeziehung zu Eigen ist.
Ehrlichkeit, Vertrauen, Offenheit, echte Sorge um und Verständnis für den anderen stoßen in diesem Beziehungsmodell an ihre Grenzen oder werden bewusst ausgeblendet. Im Hier und Jetzt leben, keine Pläne für morgen machen und sich auch nicht eingehend mit dem Gegenüber beschäftigen, sind Merkmale, die eine Mingle-Beziehung kennzeichnen. Im Prinzip ziemlich egoistisch, was aber nicht unbedingt so klar empfunden wird. Mingles lieben ihre Freiheit sehr, wünschen sich auf der anderen Seite auch so etwas wie eine Beziehung ohne Verpflichtungen, dafür mit allen Vorzügen. Verpflichtungen kosten nämlich Zeit und brauchen Rahmenbedingungen. Da jedoch heute Flexibilität in Beruf, Privatleben und Liebesleben das neue Hauptwort ist, wird eine Mingle-Beziehung diesem Anspruch gerecht.
Abgrenzung zur offenen Beziehung
Die offene Beziehung kennzeichnet sich dadurch, dass sie nach außen und meist auf sexueller Ebene geöffnet wird. Die Partner können in gegenseitigem Einverständnis sexuelle Kontakte zu anderen Personen unterhalten. Welche Formen (One-Night-Stand, Affäre, Freundschaft plus, etc.) und Häufigkeit das annehmen kann, darüber werden Vereinbarungen getroffen.
Dennoch spielt der Partner immer die erste Geige, er hat Vorrang vor den sexuellen Kontakten, das Leben wird ihm geteilt. Die Partner sind füreinander da, übernehmen gegenseitig Verantwortung, unterstützen sich voll und ganz. Die offene Beziehung ist keine unverbindliche Beziehung, im Gegenteil. Hier existieren oftmals weitaus mehr Regeln und Verbote als in einer monogamen Beziehung, auch werden hohe Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit und das Vertrauen gestellt. Deshalb gibt es zur Mingle-Beziehung auch nur eine Schnittstelle – den unverbindlichen Sex.
Die ungeschriebenen Regeln in einer Mingles-Beziehung
Wer sich auf einen Mingle einlässt, sollte wissen, was ihn erwartet. Daher finden sich einige ungeschrieben Regeln für die Halbbeziehung:
- Mingles wollen sich nicht rechtfertigen (Wo warst Du? Was hast Du wann, mit wem gemacht? Mit wem hattest Du Sex?).
- Mingles sagen nicht: Ich liebe Dich! Sie machen zwar gerne Komplimente, diese meist aber eher situationsbezogen.
- Mingels wollen nicht eingeengt werden.
- Mingles sehen die Beziehungsperson nicht als Ganzes, sondern immer nur mit den Anteilen, die gerade von Bedeutung sind (Sex, Kuscheln, gemeinsame Aktivitäten).
- Mingles planen nicht für die Zukunft und stellen keine innerpartnerschaftlichen Regeln auf.
- Mingles sind keine Problemlöser – Vielmehr genießen sie die schönen und aufregenden Seiten einer Beziehung.
- Mingles mögen keine Forderungen oder, dass Ansprüche an sie gestellt werden.
- Mingles wohnen nicht mit dem „Partner“ zusammen, sie können jedoch durchaus ganze Tage mit dem anderen verbringen/bei ihm übernachten.
- Mingles verbringen nicht jede freie Minute mit dem „Partner“. Überhaupt gibt es keinen festen Zeitplan für nichts. Es ist möglich, dass man sich jeden Tag sieht oder aber nur einmal in der Woche.
- Mingles dürfen wechselnde Sexualpartner haben.
- Mingles sind für den klassischen Beziehungsalltag ungeeignet.
- Mingles müssen nicht darüber reden, was sie außerhalb der Halbbeziehung tun, Transparenz darf der „Partner“ nicht erwarten, ebenso wenig wie hundertprozentige Ehrlichkeit oder Zuverlässigkeit.
- Mingles halten sich nach außen hin eher bedeckt. Der „Partner“ wird nicht den Freunden oder Angehörigen vorgestellt. Nach außen bleiben Mingles Singles.
- Mingles können die Beziehung von jetzt auf eben ohne Begründung beenden.
- Mingles beanspruchen nicht die Exklusivität einer Zweierbeziehung.
Wenn man diese ungeschriebenen Regeln so liest, könnte einem der Gedanke kommen, dass Mingles total egoistisch sind. Das ist aber eine Auffassungssache. Denn wenn sich zwei Mingles zusammentun, kommen beide auf ihre Kosten.
Ist bei Mingles Liebe im Spiel?
Das ist eine gute Frage. Am besten lässt sie sich beantworten mit: Mingles sehen die Liebe als Spiel. Natürlich ist es möglich, dass sich Mingles richtig verlieben und während der Halbbeziehung tiefere Gefühle entwickeln. Ob sie diese dann zulassen und den Beziehungsstatus ändern, ist eine andere Sache. Weil Mingles sich in einer Zwischenwelt aus Liebessehnsucht und Freiheitsdrang bewegen, kommt es immer auf den Einzelfall an. Auch aus Mingle-Beziehungen können feste Beziehungen entstehen.
Der ideale Partner für den Mingle
Mingle und Mingle gesellt sich gern, womit das die beste Konstellation für eine Mingle-Beziehung ist. Wer sich als Single einen Partner für eine feste Beziehung wünscht, wird mit einem Mingle seine Probleme haben, da er andere Prioritäten setzt. Personen, die auf sexuelle Abwechslung, offene Beziehungen oder Affären stehen, kommen mit dem Mingle hingegen relativ gut zurecht, wenn der Mingle langfristig auch dem anderen die Freiheiten lässt, die er sich herausnimmt.
Mingles sollten ihren Beziehungsstatus von Anfang an offen legen, um zu vermeiden, dass sie andere verletzen oder ausnutzen. Mit Menschen, die nicht die gleiche oder eine ähnliche Gesinnung haben, funktioniert die Halbbeziehung nicht. Dann gibt es Streit, Diskussionen und jede Menge Probleme. Die andere Person kann unter und in einer solchen Beziehung leiden, weil sie keinerlei Sicherheit hat. Sie weiß nicht, wann sie den Mingle wieder sieht, ob er sich mit anderen trifft, gar weitere Affären oder One-Night-Stands hat, was er überhaupt so macht. Das zehrt dauerhaft an den Nerven.
Vorteile und Nachteile des Mingle-Daseins bzw. einer Mingle-Beziehung
Die großen Vorteile liegen in den zahlreichen Freiheiten und der viel gelebten Unverbindlichkeit, z.B.:
- Die Zeit mit dem „Partner“ wird intensiv genossen, man hat Spaß zusammen und lebt bevorzugt den Moment – Probleme bleiben aber meist außen vor.
- Die gemeinsame Zeit lässt sich frei einteilen, nach dem Motto: Wenn ich Lust habe, treffe ich mich.
- Es müssen keine weitreichenden Entscheidungen getroffen werden.
- Kuscheln, Zärtlichkeiten und Sex sind mit einem vertrauten Menschen, nach Lust und Laune möglich.
- Mingles dürfen intensiv flirten können sich weiterhin mit anderen Frauen und/oder Männern zum Kennenlernen oder zum Sex treffen.
- Es braucht keine Rechtfertigungen oder Begründungen für Verhaltensweisen, selbst nicht zum Beenden der Halbbeziehung.
- Nach außen kann sich der Mingle als Single präsentieren.
Für den Mingle ergeben sich Nachteile meist eher dann, wenn die Beziehung dauerhaft aufrechterhalten wird:
- Freunde und Bekannte unterstellen Unentschlossenheit oder Bindungsunfähigkeit.
- Es kann ein „schlechter“ Ruf entstehen, weil Mingles neben der Halbbeziehung auch noch andere teils sexuelle und/oder emotionale Beziehungen pflegen.
- Mingles können selbst hin- und hergerissen sein, zwischen echter Liebe und dem Wunsch nach der lockeren Beziehung, was auch einen Gewissenskonflikt auslösen kann.
- Eine tiefere emotionale Bindung kann sich kaum entwickeln, weil man nicht alles miteinander teilt, sondern in erster Linie exklusive Momente.
- Wenn zwei Mingles eine Halbbeziehung führen, braucht es die Gleichberechtigung, jeder darf das, was auch der andere für sich will. Hier können sich Probleme ergeben, wenn ein Mingle seine unverbindliche Freiheit leben will, das jedoch dem anderen nicht oder nur eingeschränkt zulässt.
Mingle-Beziehungen haben oft ein begrenztes Haltbarkeitsdatum
Erfahrungen zeigen, dass Mingle-Beziehungen nicht unbedingt für die Ewigkeit, sondern eher für einen gewissen Zeitraum gedacht sind. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, z.B. wenn zwei sich in diesem Beziehungsmodell absolut wohl und glücklich fühlen. Mingle-Beziehungen haben etwas Halbherziges an sich und genau hier liegt der Casus Knacksus. Man lernt sein Gegenüber nicht wirklich kennen, beschäftigt sich nicht intensiver mit ihm. Im Prinzip bleibt nahezu alles, was die echte Paarbeziehung ausmacht, an der Oberfläche.
Was die Mingles-Beziehung mit der Fernbeziehung gemeinsam hat
Die Paarbeziehung über Distanzen hinweg weist starke Parallelen zur Mingle-Beziehung auf. Hier beschreiben Paare, dass sie die Zeit, in der sie zusammen sind, intensiv genießen und sich dabei auf die schönen Seiten der Zweierbeziehung konzentrieren. Für Probleme und Diskussionen bleibt oftmals auch gar keine Zeit.
Da die Partner jedoch nicht vollumfänglich am Leben des anderen teilhaben können, fehlen ihnen viele Bausteine, um sich ein komplettes Bild vom anderen zu machen. Sie erleben den Partner immer wie in einer Art romantischen Blase, ohne Kanten und Ecken, Fehler und Makel. Beide zeigen sich meist von ihren besten Seiten. Der Alltag einer Paarbeziehung wird nicht gelebt.
Dennoch unterscheidet sich die Fernbeziehung in der Hinsicht von der Mingle-Beziehung, dass die Partner die Absicht haben, jederzeit füreinander da zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen und ihre Liebe zueinander zu festigen und zu bewahren. Bleibt diese Beziehung allerdings dauerhaft auf Distanz bestehen, hat sie meist wenige Chancen. Bei ernsthaften Absichten und wenn sich die Liebe weiterentwickeln soll, werden die Partner daher aus der Fernbeziehung eine Nahbeziehung machen, indem sie an einem Ort zusammen leben.