Fernbeziehung: Wenn der Online-Flirt weit entfernt wohnt

Fernbeziehung - gut oder schlecht?

Ob Singlebörse, Partnerbörse oder Flirt-Community – Es kann jedem passieren, dass der interessante Online-Flirt nicht unbedingt um die Ecke wohnt oder aus der eigenen Region kommt, sondern etliche Kilometer in einem anderen Bundesland zuhause ist. Schon in der zarten Kennenlernphase tun sich hier Probleme und Hürden auf, die nicht jeder bereit ist, zu nehmen. Und wenn es dann nach einem ersten Treffen doch gefunkt hat, kreisen die Gedanken natürlich weiter in Richtung Fernbeziehung.

Da dieses Phänomen auf deutschlandweiten Singlebörsen gar nicht so selten ist, nehmen wir es genauer unter die Lupe und zeigen auf, wo die Schwierigkeiten liegen und welche Gedanken sich Mann und Frau wirklich machen sollten.

Fernbeziehung bahnen sich on- und offline an

Im längeren Urlaub, auf einer Geschäftskreise, in der Kur oder Reha – Dass zwei Menschen, die aus verschiedenen Bundesländern oder gar Ländern allgemein kommen, sich verlieben, das passiert und gar nicht mal so selten. Der Vorteil, wenn sich zwei weit auseinander Lebende im realen Leben kennenlernen ist, dass sie meist eine bestimmte Zeit miteinander verbringen können und sich so schon einen ersten Eindruck über die Entwicklung und eine etwaige Festigung der zarten Liebesflamme machen können. Diesen Vorteil haben Singles, die im Internet einen Partner kennenlernen möchten, nicht. Was aber nach der ersten Kennenlern- und Verliebtheitsphase folgt, stellt jedes Paar, unabhängig davon, wo der erste Kontakt geknüpft wurde, vor bestimmte Hürden.

Interesse ist nicht an einen Umkreis gebunden

Die Umkreissuche ist ein praktisches Tool in Single- und Partnerbörsen, um sich auf Personen aus der eigenen Region oder dem eigenen Bundesland zu konzentrieren. Doch oftmals ist die Ausbeute in der eigenen Stadt oder dem nahen Umkreis nicht wirklich groß oder es sind einfach keine interessanten Singles dabei. Dann kommt Mann oder Frau schon in Versuchung, doch einmal Singles aus anderen Regionen und Bundesländern anzuschreiben, weil eben Typ und Profilaussagen zusagen. Die ersten Schritte sind auch vielversprechend. Nach wenigen oder mehreren Mails geht es über ins Chatten, es werden Messenger-Nachrichten geschrieben und telefoniert. Irgendwie entsteht das Gefühl, der andere ist doch so nah. Schaut man aber im Routenplaner nach der Entfernung zum eigenen Wohnort wird einem schlagartig wieder klar, dass es doch 150, 200, 300, 400 oder gar 500 und mehr Kilometer sind, die beide trennen.

Die erste Hürde: Das erste Date

Schreiben, Hören, Sprechen, Bilder sehen und tauschen – Das ist schön, das ist gut, aber das ist noch nicht die Person, die hinter all den Worten und dem Aussehen steckt. Wir können uns in Stimmen und Fotos verlieben und uns von Worten verzaubern lassen – Doch, ob der Funke überspringt, das wissen wir erst, wenn wir die Person im echten Leben kennenlernen.

Wenn sich nun Zwei verabreden wollen, die mehrere hundert Kilometer trennen, dann ist Timing und Planung wichtig. Jeder hat seine Arbeitszeiten und privaten Verpflichtungen und kann nicht mal ebenso auf einen Kaffee von München nach Berlin düsen. Auch die Mobilität wirft Fragen auf. Mit dem Zug oder doch lieber mit dem Auto fahren? Wo trifft man sich? In der goldenen Mitte, in der Nähe des einen oder des anderen?

Klar ist: Beide sollten das Treffen wollen und sich gegenseitig versuchen, zu vertrauen. Die goldene Mitte ist immer eine gute Idee, ansonsten vertreten viele Date-Experten die Meinung, dass der Mann ruhig in die Nähe der Frau kommen kann oder die Frau auch in die Nähe des Mannes fahren kann. Allerdings sollte ein erstes Treffen niemals in der persönlichen Privatsphäre, also Wohnung oder Haus, stattfinden. Ideal ist es, wenn beide außer dem reinen Date etwas mit der weiteren Anfahrt verbinden können, z.B. ein gemeinsames Erlebnis, eine besondere Aktivität. Das hilft, Enttäuschungen vorzubeugen und selbst wenn es nicht funkt, so haben beide einen schönen Tag erlebt.

Was leider häufig passiert, wie in zahlreichen Foren von Partnerbörsen zu lesen ist: Kurz vor dem Date springt einer ab oder das erste Date wird immer wieder aus verschiedenen Gründen verschoben. Oder das Thema Treffen wird weder in Mails noch am Telefon thematisiert. Wenn sich das Gegenüber so verhält, dann sollten Sie innerlich Stopp sagen. Wahrscheinlich macht sich dann auch Ihr Bauchgefühl bemerkbar, das etwas nicht stimmt.

Die Gründe, die hinter diesem Verhalten stehen, können Sie nur erahnen, es sind aber meist nicht die, die vorgegeben wurden. Denken Sie dabei einfach an die Redewendung: „Wer will findet Wege, wer nicht will, der findet Gründe.“ In Wahrheit hat das Gegenüber einfach wirklich nicht das brennende Interesse, Sie kennenzulernen und scheut die weite Entfernung doch mehr als zuerst gedacht. Das ist nicht das, was Sie wollen, daher müssen Sie auch keine weitere Zeit mit Schreiben oder telefonieren verbringen, es sei denn, sie sehen es als netten Zeitvertreib.

In jeder Single- oder Partnerbörse tummeln sich auch Leute, männlich wie weiblich, die von vorneherein nicht an einem Kennenlernen im realen Leben interessiert sind, unabhängig von der Entfernung. Sie wünschen sich ein wenig Selbstbestätigung, einen unverbindlichen virtuellen Flirt und erzählen daher auch gerne mal etwas vom Pferd oder von einem möglichen Treffen. Diese Personen können Sie dennoch entlarven, wenn Sie das Thema Date selbst ansprechen und nicht locker lassen. Schnell wird es dem Träumer zu bunt und er verabschiedet sich.

Die zweite Hürde: Kennenlernen auf Distanz

Nehmen wir an, es hat ordentlich gefunkt beim ersten Date, die Schmetterlinge fliegen langsam aber sicher im Bauch herum oder zumindest ist das Interesse so groß, dass ein zweites und drittes Treffen folgen sollen. Wenn beide es ernst meinen, dann dauert es nicht lange und das nächste Treffen wird gemeinschaftlich geplant. Dazwischen liegen aber Zeiten, in denen der Kontakt nicht abbrechen sollte, sondern im besten Fall intensiviert wird. Und hier greift eine grundsätzliche Regel: Wer Interesse hat, der meldet sich und wünscht sich zwischen den Treffen den häufigen Austausch via Telefon, Messenger oder Videochat.

Jedes neue Treffen ist etwas Besonderes, hat aber auch einen Touch von Besuch. Beide präsentieren sich von ihren besten Seiten, so wie man es tut, wenn Besuch kommt. Intimität und Nähe sind nur von kurzer Dauer und werden nicht selten auf die sexuelle Ebene reduziert. Das verlangsamt den Kennenlernprozess natürlich ungemein, denn jeder bekommt von dem anderen nur häppchenweise Einsicht in Leben, Art, Verhalten. Wie sehen die Reaktionen und Emotionen in schwierigen oder belastenden Situationen aus, wie weit können sich beide öffnen, um auch Fehler und Schwächen des anderen zu akzeptieren?

Wochenendtreffen reichen hier nicht aus, um dauerhaft ein gutes Gefühl zu erhalten. Mit der Zeit sollten längere Abschnitte des Zusammenseins folgen. Bleibt es aber dauerhaft bei diesen vagen und oberflächlichen Zusammenkünften, die nur von den schönen und aufregenden Seiten der Zweisamkeit leben, dann ist die Chance auf verbindende Liebe sehr gering.

Fragen Sie sich auch: Wie weit lässt der andere mich an seinem Leben teilhaben, wenn ich nicht bei ihm bin? Kann ich ihm vertrauen, klingen seine Schilderungen aus dem Alltag plausibel oder eher an den Haaren herbeigezogen? Ist er offen oder versucht er, Dinge zu verheimlichen? Gibt es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Besuchen, d.h. kann jeder zum anderen kommen oder finden die Treffen ausschließlich bei einem der Partner statt?

Eine Garantie gibt es natürlich nicht, wie ernst es der andere meint. Aber wenn Sie auf Ihr Bauchgefühl hören, dann liegen Sie meist richtig. Denn wir spüren sehr wohl, wenn  irgendetwas „faul“  ist. Und das sollten Sie ruhig ansprechen. Denn wenn die Gefahr besteht, dass ein Lügenkonstrukt auffliegt, ist auch der Lügner oder Blender schnell von der Bildfläche verschwunden.

Es ist unbestritten schwer, auf große Distanzen zu vertrauen, aber es funktioniert, wenn beide daran arbeiten. Ohne Vertrauen wird allerdings eine Beziehung auf Distanz nicht funktionieren. Im Gegenteil: Großes Misstrauen und ständige Angst können eine beginnende Liebesbeziehung im Keim ersticken.

Die dritte Hürde: Zukunftsorientierte Gedanken

Wenn zwei sich eine Beziehung wünschen, dann führen sie eine Fernbeziehung nur so lange wie nötig, aber nicht so lange wie möglich. Wenn sich das Gegenüber keinerlei Gedanken über eine gemeinsame Zukunft machen möchte, dann wird sich die Fernbeziehung früher oder später erledigt haben. Denn über Jahre und Jahrzehnte eine größere Distanz tatsächlich in Liebe leben zu können, das schaffen die wenigstens Paare. Und es ist auch nicht Sinn der Sache.

Sobald sich die Fernbeziehung gefestigt hat und dafür bekommen beide ein Gespür, sollten die Karten neu gemischt werden. Themen wie Umzug, Arbeitswechsel, gemeinsamer Neuanfang dürfen nicht dauerhaft tabuisiert werden. Finden beide hier keine Basis oder keinen Kompromiss, sollte die Fernbeziehung noch einmal überdacht werden.

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